In einer Stunde gehe ich zum Frisör. Auch wenn ich gar nichts, wirklich gar nichts dazutue, überhaupt tue, wird die Stunde herum gehen.
In 55 Minuten gehe ich zum Frisör. Es kommt ganz einfach, einfach auf mich zu. Ist das nicht merkwürdig, merkwürdig? Die Zeit verstreicht so einfach von selbst, von selbst. So hat es den Anschein. Und die Zeit nimmt mich mit! Mit Gewalt! (Empfindet das denn niemand außer mir so?)
In einer Dreiviertelstunde gehe ich zum Frisör. Unaufhaltsam – in die eine Richtung, so dass ich jetzt schon, jetzt schon weiß: ich habe diese Zukunft, ich werde beim Frisör sitzen in 45 Minuten.
Fortwährend werde ich von der Zeit entführt.
In 40 Minuten gehe ich zum Frisör. Der wird mir einen Kurzhaarschnitt verpassen – ganz praktisch, praktisch. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Ich warte und warte.
Als grinsender Igel werde ich den Frisörladen verlassen, auf die Straße treten, die Hände in den Manteltaschen vergraben – entschlossen, unentschlossen. Eine kleine Häuserzeile, Häuserzeile links, mit Schwung die Eingangstüre genommen, hinein in die warme Gaststube.
Ich kann die Zeit nicht vertreiben, einfach nicht vertreiben. Sie stürzt gewaltig auf mich zu, und mein Gesicht ist alt.
Ich sitze an der Theke beim Bier und fixiere die gottverdammten Minuten, Stunden …
In einer Viertelstunde gehe ich zum Frisör.