17.4.97 plus (2)

 

Wenn ich gesoffen habe, gefallen mir meine Gedichte besser.
Dann sind sie gar nicht so phantasielos.
Das Leben verarscht uns gewaltig mit der Kinderkriegerei. Junge Mütter, selbst noch Kinder, schieben ihre Kinderwägen an der Sonnenterrasse vorbei, wo ich sitze.
Das Schreiben und Malen ist mein Versuch, dem quälenden Bewusstsein eine Chance zu geben.
Du darfst raus – auch wenn`s nur Quatsch ist.
Kinder auf Inlineskatern begeben sich in den Verkehr.
Ich trinke mein nächstes Bier.
Verkehrslärm und Abgase am sonnenhellen Nachmittag werden als Muse verstanden.
Der Wind versorgt meine stoppelkurzen Haare.
Blütenpracht aus umzäunten Kleingärten grinst mich über die Kreuzung hinweg an.
Ich schlucke allerlei. Mit Zweifeln wurde ich alt.
Ein Konglomerat aus Millionen Körperzellen.
Energien wechselwirken über Quanten.
Und ich sehe quasi aus dem Nichts eine komplette Welt entstehen.
Gott meinte zum Menschen: „Schuster bleibe bei deinen Leisten.“
Und die meisten Menschen blieben der Trivialität treu – mit einer blassen Ahnung von Größerem ausgestattet.
Ein Gelenkbuss überfährt elegant die Kreuzung.
Während ich beim Bier sitze, vermag ich Autos, Insassen und Fahrradfahrer nicht zu zählen.
Es hört nicht einen Moment auf zu brummen, zu schleichen, zu zirpen, zu knattern …

 

Über bonanzamargot

Ich wollte, es wäre immer Sommer. Ich wollte, ich wäre immer verliebt. Ich wollte, ich hätte nie Sorgen. Ich wollte, ich hätte unbegrenzt Zeit, um hinter das Geheimnis des Lebens zu kommen: Die Welt um mich herum besser zu verstehen - die Menschen - die Liebe - den Tod...
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3 Antworten zu 17.4.97 plus (2)

  1. wolkenbeobachterin schreibt:

    ich lache immer noch über die erste zeile. 🙂

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  2. bonanzamargot schreibt:

    ehrlich?
    ganz normal für mich.

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    • wolkenbeobachterin schreibt:

      Ja, ehrlich. Es ist das Absurde darin / daran, das Komische (Witzige) aber auch Menschliche. Es erinnert ans Schöntrinken und sich Dinge erträglich machen irgendwie, – der mehr oder weniger erfolglose/reiche Versuch dies zu tun, mit den Mitteln, die einem einfallen bzw. zur Verfügung stehen.

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